Studium der Fächer Germanistik und Romanistik

Die McMaster University war damals noch sehr klein und streng baptistisch. Rauchen, Alkohol und auch Tanzen waren dort streng verboten. Die Professoren waren laut Statuten »gute, aktive Christen«, und viele Studenten bereiteten sich auf den Pastorenberuf vor. All das war mir so fremd wie ich den Leuten dort.

Ich konnte nicht verstehen, dass dieselben Leute, die an erstklassigen Universitäten ausgebildet worden waren, von ihrer »persönlichen Beziehung zu Jesus« sprachen. Trotzdem waren meine Freunde an der McMaster-Universität fast alle fromme Christen. Ich verübelte ihnen auch nicht, dass sie versuchten, mich zu bekehren, nicht etwa vom Juden- zum Christentum, sondern vom Unglauben zum Glauben.

Ich hätte gern Medizin studiert. Als Ärztin, dachte ich, könnte ich wirklich etwas für die Menschen tun. Aber dazu kam es nicht, nicht nur, weil es damals an der McMaster University keine Medizinische Fakultät gab und aus finanziellen Gründen keine andere Universität für mich in Frage kam, sondern auch, weil mich mein Vater nicht für dafür geeignet hielt und ich in den Naturwissenschaften nicht besonders gut war. Also belegte ich Deutsch und Französisch als Hauptfächer und neben den obligatorischen Veranstaltungen in den Humanwissenschaften so viele, wie ich nur in meinem Stundenplan unterbringen konnte. Ich setzte durch, das Honour BA in drei statt der üblichen vier Jahre ablegen zu dürfen. Abgesehen von unserem Deutschprofessor - dem einzigen, den es an der McMaster gab - war das Lehrangebot ausgezeichnet. Ich profitierte von der McMaster - Mac genannt - viel mehr als später von der berühmten Universität Chicago.

Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 40 – Wilma Iggers

Hinweis: Die McMasters University befindet sich in Hamilton/Ontario (http://www.mcmaster.ca/)

Katalog-Nr.: T0093