Vietnamkrieg

Das Thema, das uns, unsere Freunde und viele unserer Kollegen im Sommer und Herbst 1964 zunehmend beschäftigte, war der Krieg in Vietnam. Wir glaubten der amtlichen amerikanischen Erklärung über die Zwischenfälle im Golf von Tonkin am 1. und 2. August 1964 nicht, die zu der mit 98 zu 2 Stimmen im Senat verabschiedeten Resolution führte, durch die Präsident Johnson freie Hand in Vietnam erhielt. Die Skepsis von Wayne Morse, einem der beiden Senatoren, die gegen die Resolution gestimmt hatten, erwies sich, wie sich aus den Anhörungen 1968 in der Fulbright-Kommission im Senat ergab, als berechtigt. Johnson hatte den Bombenangriff auf Nordvietnam befohlen, obwohl der Angriff eines nordvietnamesischen Torpedoboots auf einen amerikanischen Zerstörer nicht bestätigt worden war. Im Herbst 1964 bildete sich eine Arbeitsgruppe, die hauptsächlich aus Kollegen aus den verschiedenen Chicagoer Hochschulen bestand, um die Öffentlichkeit aufzuklären. Unsere Gruppe organisierte mehrere Demonstrationen gegen den Krieg und setzte Anzeigen in die Chicagoer Zeitungen und in die »New York Times«. Noch wichtiger aber waren die Teach-ins, die im ganzen Land an den Universitäten stattfanden, um über die amerikanische Vietnam-Politik in ihrem historischen Zusammenhang zu diskutieren.

Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 168 – Georg Iggers

Katalog-Nr.: T0033