Mit dem Antisemitismus wurden wir allerdings alltäglich konfrontiert. Nicht nur gab es immer mehr Geschäfte mit dem Aushang »Juden unerwünscht«, auch das Schwimmbad an der Görnestraße, zwei Ecken von unserer Wohnung entfernt, wo ich leidenschaftlich gern schwimmen ging, informierte eines Tages mit einem Schild, dass Juden nicht mehr zugelassen seien. Andererseits blieben die Besitzer der kleinen Kolonialwaren- und Gemüseläden in unserer Straße, wo wir regelmäßig einkauften, unverändert freundlich. Unsere Hausverwalter im Schrammsweg, Herr Motzek und seine Frau, verhielten sich fast demonstrativ freundschaftlich und nahmen meine Schwester und mich am Wochenende oft mit in ihren Schrebergarten.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 59 f – Georg Iggers