Im Herbst 1956 ließen Wilma und ich uns für ein Jahr vom Philander Smith College beurlauben, um Gastdozenturen wahrzunehmen, die uns beiden an der Universität von Arkansas in Fayetteville (300 Kilometer nordöstlich von Little Rock) angeboten worden waren. Ich blieb von Fayetteville aus in enger Verbindung mit der NAACP in Little Rock und fuhr mehrmals zu Beratungen dorthin. Trotz der Hasskampagne der White Citizens Councils und des Besuchs des Obersten Staatsanwaltes Griffin aus Georgia in Little Rock, der den Widerstand organisieren sollte, waren wir davon überzeugt, dass die Eröffnung der Little Rock Central High School mit den neun schwarzen Schülern am 3. September, dem Tag nach Labor Day - dem Feiertag, der auf den ersten Montag im September fällt und nach dem die Sommerferien enden -, problemlos vonstatten gehen würde. Am Sonntag hielten wir uns auf der Durchreise nach New Orleans mit dem Auto kurz in Little Rock auf. Unser letzter Besuch, bevor wir die Stadt verließen, war der bei Daisy und L. C. Bates. Das Haus war verbarrikadiert, da es verschiedentlich angegriffen worden war, und wir saßen sicherheitshalber mit den Kindern im Keller. Dennoch waren wir alle zuversichtlich. Montag Abend kamen wir in New Orleans an und waren am Dienstag Morgen vollkommen erschüttert, als wir erfuhren, dass der Gouverneur Faubus die Nationalgarde mobilisiert hatte, um den neun Kindern den Zugang zur Central High School zu verwehren. Ein gefährlicher Mob bedrohte die Kinder. Am nächsten Tag berichtete die »New York Times« auf der ersten Seite, wie Grace Lorch den Mut aufgebracht hatte, durch die Menschenmenge zu gehen, um Elizabeth Eckford, eine der neun, in Sicherheit zu bringen. Einige Tage später wurde Grace vor den Ausschuss für Innere Sicherheit des U. S.-Senats unter Vorsitz des Senators von Mississippi, Eastland, zitiert und beschuldigt, Kommunistin zu sein. Man kann sich vorstellen, wie wir uns fühlten, dass wir gerade zu diesem Zeitpunkt Arkansas verlassen hatten.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 117f – Georg Iggers