Nach der fünften Klasse sollte ich ins tschechische Gymnasium nach Taus (Domazlice) gehen, in Teinitz gab es keines. Da ich aber kein Tschechisch konnte, wurde ich zuerst für ein Jahr in die Teinitzer tschechische Bürgerschule geschickt. Gleichzeitig bekam ich tschechischen Privatunterricht bei slecna (Fräulein) Koptová, einer pensionierten Lehrerin aus einer der ganz wenigen alteingesessenen tschechischen Familien. Die Fassade ihres Häuschens im Tschechischen Viertel hatte gerade Platz für ein Fenster und je ein Bild zu beiden Seiten im selben Format. Es waren Bilder von Bozena Nemcová und Karolina Svetlá, den größten tschechischen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. Slecna Koptovás Methoden waren altmodisch, aber ich habe bei ihr sehr schnell gelernt. Sie gab mir regelmäßig einige in ihrer schönen Handschrift geschriebene Seiten voll grober grammatischer und Rechtschreibfehler, die ich dann verbesserte. Ich erinnere mich, dass meine ersten drei tschechischen Aufsätze in der Bürgerschule mit befriedigend, gut und sehr gut benotet wurden.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 23 - Wilma Iggers