Schulfreundin Anita Krucka

Als ich ins Gymnasium ging, musste ich um halb sechs aus Teinitz mit dem Zug los, um zum Schulbeginn um acht Uhr in Taus (Domaclice) zu sein. Der Unterricht dauerte normalerweise bis eins, und so war ich um halb vier wieder zu Hause, wenn wir am Nachmittag nicht Turnen oder (die freiwillige) Stenographie hatten. Ich lernte auch unterwegs für die Schule. Im Sommer kürzte ich den Schulweg ab, indem ich mit dem Rad nach Blisowa und dann mit dem Zug weiter fuhr. Auf dem Rückweg hielt ich mich oft bei den Verwandten in Blisowa und Hlas auf, wo wir ja auch zu Hause waren.

In diesen Jahren war Anita Krucká, die auch ins Tauser Gymnasium ging, eine meiner besten Freundinnen. Sie war anderthalb Jahre älter als ich, eine ausgezeichnete Schülerin, Sportlerin und bildhübsch.

Mit Anita ging ich trotz Verbot oft zu Fuß von Taus nach Hause. Unterwegs machten wir allerhand Unsinn, wateten im Bach, buken Erdäpfel am offenen Feuer, stahlen Kirschen und spielten mit selbstgemachten Karten »vosy« (Wespen). Dann gingen wir zu ihr in die Wohnung im ersten Stock des Teinitzer Bahnhofs - ihr Vater war Stationsvorstand - und warteten auf den Zug, mit dem wir eigentlich hätten ankommen sollen.

Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 24 - Wilma Iggers

Katalog-Nr.: T0081