Während wir in Akron lebten, kauften meine Eltern zusammen mit Onkel Hugo und Tante Martha Oak-Park-Farm, die zwischen Brantford und Paris am Grand River lag und übrigens genauso groß wie Neuhof war. Für meinen Vater hieß das, dass er es »wieder geschafft hatte«. Zu der Zeit verbrachte er schon einen großen Teil seiner Zeit mit Greenland Permanent Pastures, der von ihm gegründeten Firma, die je nach Bodenbeschaffenheit und Viehstand auf Farmen nicht nur in Kanada, sondern später auch in den USA Weiden anlegte und sehr rasch ein sehr erfolgreiches Unternehmen wurde.
Aber kurz nach der Übersiedlung auf die Oak Park Farm im April 1949 passierten drei Schicksalsschläge, einer nach dem anderen. Zehn Tage nach dem Umzug erlitt mein Vater, der immer auf seine Gesundheit und seine physische Kraft so stolz gewesen war, einen schweren Herzinfarkt.
Im Sommer 1949 verbrachten wir einige Wochen auf der Farm. Georg und ich arbeiteten im Obergeschoss des großen Hauses, ich übersetzte gerade einen Artikel über Thomas Müntzer für einen Band, den Georgs Lieblingslehrer James Luther Adams herausgeben wollte. Am Vormittag des achtzehnten August hörten wir plötzlich aufgeregte Stimmen - Karli, der einzige männliche Nachkomme und potenzielle Erbe der Farm, war beim Laden von Futter in die Häckselmaschine auf eine furchtbare Art ums Leben gekommen.
Damit nicht genug. Mutter war nie wehleidig gewesen, und darum hätten wir uns mehr Gedanken machen sollen, als sie in den späten vierziger Jahren anfing, über schlimme Magenschmerzen zu klagen. Im darauf folgenden März des Jahres 1950 wurde sie operiert - die Diagnose war Krebs der Bauchspeicheldrüse und keine Hoffnung. Was folgte, war ein Martyrium, ärger als ich es mir hatte vorstellen können. Im Sommer wurde meine Mutter im Sloan Kettering Institut in New York operiert. Meine Überzeugung von der zynischen Geldgier und Arroganz der Ärzte - ja, ich weiß, es soll Ausnahmen geben -, hat dort ihre Wurzeln. Damals dachten wir, dass es bald wirksame Krebsheilmittel geben würde. Nur um sie noch ein paar Wochen am Leben zu erhalten, ließen wir sie Anfang November in Brantford ein drittes Mal operieren. Sie war spindeldürr, grün im Gesicht und grünes Zeug floss durch einen Schlauch aus ihr heraus. Obwohl sie vor der ersten Operation nicht richtig an Abhilfe geglaubt hatte, war sie zum Schluss überzeugt, dass es mit ihr wieder aufwärts ginge. Sie sagte: »Ich hab immer gewusst, wenn sich der Vati was in den Kopf setzt, dann erreicht er es auch.« Am 20. November 1950 ist sie gestorben.
Einige Monate nach Muttis Tod heiratete mein Vater Gerta, die verwitwete Tochter eines Cousins. Meine Schwester und ich fanden es richtig, dass Vater nicht mehr allein war.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 128 f – Wilma Iggers