Wenige Tage nach dem Ende der Krise gründeten Wilma und ich mit Mary Allen, einer emeritierten Historikerin am Frauen-College der Tulane University, eine Friedensgruppe, den »New Orleans Council for Peaceful Alternatives«. Wir trafen uns abwechselnd an der Dillard und an der Tulane University. Mary Allen war Pazifistin, seit den zwanziger Jahren Mitglied der amerikanischen Socialist Party von Eugene Debs und Norman Thomas. Dazu kamen ähnlich gesinnte Kollegen ihrer Generation von der Tulane University und eine Gruppe links orientierter junger Studenten und Studentinnen, zwei Frauen aus einer orthodoxen jüdischen Gemeinde, eine Anzahl Quäker und Philip Berrigan, ein katholischer Priester, der Mitte der sechziger Jahre zusammen mit seinem Bruder Daniel die treibende Kraft der katholischen Friedensbewegung wurde. Der New Orleans Council wurde allerdings von anderen Katholiken, die mit uns in der Bürgerrechtsbewegung zusammen gearbeitet hatten, aber vehemente Antikommunisten waren, abgelehnt. Wir organisierten mehrere Demonstrationen gegen Nuklearwaffen, die friedlich verliefen, obwohl Gegendemonstranten uns zu provozieren versuchten. Bedauerlich war, dass nur sehr wenige Schwarze sich dafür interessierten. Die Friedensbewegung hatte in ihren Augen wenig mit dem Kampf für ihre Gleichberechtigung zu tun. Als Martin Luther King einige Jahre später Stellung gegen den Vietnamkrieg bezog, wurde er von vielen Schwarzen deshalb kritisiert. Unsere Gruppe war vielen wohl auch zu akademisch. Ben Smith, einer der beiden weißen, zwischenzeitlich inhaftierten Anwälte, referierte über Kriegsverbrechen und die Nürnberger Prozesse, Stephen Ambrose, später führender amerikanischer Militärhistoriker, über Krieg unter nuklearen Bedingungen.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 164 – Georg Iggers