Der Präsident der Dillard University bot uns beiden Stellen an. Das Lehrpensum betrug nur fünfzehn Stunden, das hieß, fünf Veranstaltungen die Woche, und keine Lehrverpflichtungen im Sommer. Im Gegensatz zum Philander Smith College würde ich nur Geschichte und nicht auch Sprachen und Politologie unterrichten müssen, allerdings auch den Einführungskurs in amerikanischer Geschichte. Letzteres tat ich sehr gern, da es mir die Möglichkeit gab, die schwarzen Studenten in New Orleans, denen in der Schule ausschließlich das orthodoxe südstaatliche Geschichtsbild präsentiert wurde, mit alternativen, problemorientierten Interpretationen bekannt zu machen. So lasen wir nicht nur das Kapitel über die von Schwarzen dominierte Legislative in South Carolina während der Reconstruction-Ära aus dem Standardwerk von John Randall, sondern gleichzeitig auch die entsprechende Darstellung in dem großen Werk des schwarzen Soziologen und Historikers W. E. B. Du-Bois, »Black Reconstruction«.
Die Dillard University unterschied sich in vielerlei Hinsicht vom Philander Smith College. Unterstützt von der liberalen Congregationalist Church, besaß sie höhere gesellschaftliche und akademische Ambitionen. Die Studenten und Studentinnen kamen vorwiegend aus der schwarzen Mittelklasse New Orleans’. Sie waren akademisch besser vorbereitet und das Niveau der schwarzen Lehrkräfte war im Durchschnitt höher als am Philander Smith College. Der wunderschöne Campus mit seinen weißen, im griechischem Stil gehaltenen Gebäuden lag in einem riesigen Parkgelände.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte S. 122 f – Georg Iggers
Webseite Dillard University: www.dillard.edu