Ich bewarb mich dann um Aufnahme in das Programm des Committee on the History of Culture und wurde entgegen dem Einspruch des German Department dort auch probeweise aufgenommen. So konnte ich mein Studienprogramm selbst gestalten. Am Ende des Studienabschnitts wurde ich auf Grund bester Leistungen in all meinen Kursen nicht nur endgültig zugelassen, sondern bekam auch ein Stipendium, das für meine Studiengelder aufkam.
Im Committee on the History of Culture hatte ich sehr viel Freiheit, den eigenen Studiengang zu bestimmen. Der Nachteil war, dass ich so gut wie nicht betreut wurde. Man ließ mich in Ruhe, was zunächst angenehm war. Nach meiner Promotion jedoch fühlte sich niemand für meine berufliche Zukunft verantwortlich; die Historiker betrachteten mich nicht als Historiker, die Germanisten nicht als Germanisten und die Philosophen nicht als Philosophen. Auch besaß das Komitee keinerlei Informationen über etwaige offene Stellen und hatte auch kein Sekretariat, das sich darum hätte kümmern können. Ähnlich wie im Department of History wurde man, bevor man zur Dissertation zugelassen wurde, auf fünf Gebieten geprüft; im Committee on the History of Culture sollten diese fünf Gebiete auf ein zentrales Thema oder eine Epoche ausgerichtet sein. Ich entschied mich für Europa in der Zeitspanne 1789 bis 1852 mit dem Schwerpunkt auf Deutschland und Frankreich sowie für Prüfungen in deutscher und französischer Geschichte, Philosophie, Religion und Literatur….
Von all meinen Lehrern kümmerte sich Adams am meisten um mich und verfolgte meine Arbeit. Gottschalk, der offiziell mein Doktorvater wurde und der meine Arbeit stets sehr positiv bewertete, bekam ich nur selten zu sehen. Zwischen mir und Adams entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis, das bis zu seinem Tod 1994 im Alter von 92 Jahren andauerte. Ich widmete ihm mein Historismus-Buch, nicht nur, weil ich vielfältige Anregungen von ihm erhalten hatte, sondern auch, weil er meinem Ideal eines Gelehrten, der Wissenschaft mit aktivem sozialem Engagement verbindet, am nächsten kam.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 90 f – Georg Iggers