Die Informationen und Materialien dieser Website (www.zweiseitendergeschichte.de) bieten Schülerinnen und Schüler Möglichkeiten der inhaltlichen Auseinandersetzung mit geschichtlich relevantem Material und gleichzeitig der eigenständigen Recherche, um ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein entwickeln zu können.
Mit Hilfe der vorliegenden biographischen Quellen können aus didaktischer Sicht paradigmatisch z. B. Bezüge zum Kernlehrplan für das Fach Geschichte (Sekundarstufe II) des Landes Nordrhein-Westfalen hergestellt werden, zunächst zu den Kompetenzbereichen Sach- und Methodenkompetenz (hier besonders Umgang mit mündlichen Quellen /Oral History) sowie darauf aufbauend zur Entwicklung von Urteils- und Handlungskompetenz. Konkrete Anknüpfungspunkte aus dem Leben der beiden Protagonisten Wilma und Georg Iggers ergeben sich im Hinblick auf folgende Inhaltsfelder:
Das Inhaltsfeld 1 geht aus historischer Sicht den Fragen nach: Was ist Fremdsein? Wo beginnt die Fremde? Was erfährt man in der Fremde? Was bedeutet das Ankommen und das Verbleiben in der Fremde? Damit eröffnet das Inhaltsfeld einen zentralen Zugriff auf Menschen- und Weltbilder von Gesellschaften, Großgruppen oder Einzelpersonen in zeitlicher Tiefe und räumlicher Breite.
In den Lebensläufen von Wilma und Georg Iggers ist zu erkennen, dass zunächst in Ihrer Kindheit das Gefühl des Eingebettetseins in ihrer Umgebung vorherrschte und sie erst durch die Veränderung ihrer sozialen Umgebung durch die nationalsozialistische Ideologie (Rollenklischees, Vorurteile, Stigmatisierung) in die Rolle der “Fremden” gedrängt wurden. Bei Georg Iggers führt das zur Identifikation mit anderen in die Rolle des Fremden gedrängten Gruppen, wie z.B. den Afroamerikanern in den USA, die wie die Juden in Deutschland ghettoisiert und rassistisch verfolgt bzw. in ihren Bürgerrechten eingeschränkt wurden.
Durch die vertiefte Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Vorstellungen über als fremd wahrgenommene Kulturkreise und Angehörige anderer Religionen und Zivilisationsformen können Schülerinnen und Schüler den Konstruktcharakter des Begriffs „Fremdsein“ und die „Grenzlinien“ früherer wie auch heutiger Selbst- und Fremdwahrnehmungen erfahren. Vor dem Hintergrund der sich vertiefenden globalen Verflechtungen und der damit einhergehenden veränderten lebensweltlichen Orientierung trägt das Erfahren und Verstehen des „Fremden“ (Alteritätserfahrung) wesentlich zur Herausbildung und Erweiterung der eigenen Subjektivität und der Gesellschaftlichkeit bei.
Unter der Rubrik Sachkompetenz finden wir hier z. B. die Vorgaben, dass Schülerinnen und Schüler den Zusammenhang von Vernichtungskrieg und Völkermord an der jüdischen Bevölkerung erläutern können. Im Rahmen des NRW-Leistungskurses Geschichte wird im selben Inhaltsfeld den Schülerinnen und Schülern ein etwas differenziertere Sachkompetenz angestrebt:
In den übergeordneten Kompetenzerwartungen wird unter Methodenkompetenz für den NRW-Leistungskurs u. a. aufgeführt:
In dem Beispiel eines Schulinternen Lehrplans für die gymnasiale Oberstufe im Fach Geschichte des Landes NRW finden wir für die Einführungsphase das Unterrichtsvorhaben I mit dem Thema „ Wie Menschen das Fremde und den Fremden wahrnehmen – Fremdsein in weltgeschichtlicher Perspektive“
Aus der Sicht der Autoren des multimedialen Lernangebots ist in den Lebensläufen von Wilma und Georg Iggers zu erkennen, dass zunächst in Ihrer Kindheit das Gefühl des Eingebettetseins in ihrer Umgebung vorherrschte und sie erst durch die Veränderung ihrer sozialen Umgebung durch die nationalsozialistische Ideologie (Rollenklischees, Vorurteile, Stigmatisierung) in die Rolle der “Fremden” gedrängt wurden. Bei Georg Iggers führt das zur Identifikation mit anderen in die Rolle des Fremden gedrängten Gruppen, wie z.B. den Afroamerikanern, die wie die Juden in Deutschland ghettoisiert und rassistisch verfolgt, bzw. in ihren Bürgerrechten eingeschränkt wurden.
Weiterhin ist es in dem vom Titel her gesehen identischen Unterrichtsvorhaben III a und III b Der Zivilisationsbruch – Deutschland und Europa unterm Hakenkreuz denkbar, z. B. die Mitte September 1938 im Rahmen des Münchener Abkommens beschlossene Abspaltung der Sudetendeutschen Gebiete und deren Umwandlung in den Reichsgau Sudetenland und die damit verbundene Besetzung eines Teils der Tschechoslowakei Ende September 1938 thematisch zu behandeln.(Inhaltsfeld 7: Friedensschlüsse und Ordnungen in der Moderne. Internationale Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg) Hier können sehr gut die persönliche Mikroebene (Schicksal von Wilma Abeles-Iggers sowie ihrer Familie) mit der historischen Makroebene (gesamtstaatliche, internationale Entwicklung) im Rahmen einer unterrichtlichen Diskussion durch die Schülerinnen und Schüler verbunden werden.
Inhalte der Website “Zwei Seiten der Geschichte” stellen am Beispiel des Teilkapitels “Wilma Abeles” thematische Bezüge zu oben genannten didaktischen Vorüberlegungen her. Darüber hinaus bieten die weiteren Kapitel eine Vielfalt von geschichtlichen Themenbezügen.
Nach einer kurzen multimedialien Einfuehrung in das gesamte Kapitel wird eine Vielzahl von zeitgenoessischen Quellen und autobiografischen Informationen den Benutzern angeboten. Wilma Abeles wurde am 23. März 1921 in dem Dorf Mirschikau geboren im Trauttmansdorffschen Pachthof. Siehe dazu das Video Kindheitserinnerungen
In dem ersten Unterkapitel ‚Kindheit in Böhmen‘ werden den Nutzern der Webseite zunächst einmal Videos, Fotos und Texte aus der bei Vandenhoek & Ruprecht in Göttingen im Jahre 2002 erschienen Doppelbiographie zur Verfügung gestellt. Zusätzlich zu dem am Originalschauplatz in Horsovsky Tyn (Bischofteinitz) im Jahre 2005 mit Wilma Iggers durchgeführten Interview Kindheitserinnerung werden den Schüler/-innen aber unter der Rubrik ‚Zusatzmaterial‘ weitere Dokumente zur Verfügung gestellt. Diese reichen z. B. von Familienfotos über Interviews zu den Deutschen in Böhmen bzw. Jüdischen Landwirten bis hin zu einer Ablichtung der tschechischen Geburtsurkunde von Mina Abelesova. Insgesamt ist das multimediale Lernangebot so angelegt, dass die Benutzer/-innen ein sowohl inhaltlich als auch medial aus Videos, Texten, Fotos und Originaldokumenten bestehendes breitgefächertes Informationsangebot vorfinden, aus dem sie selbst je nach unterrichtlicher Aufgabenstellung und persönlicher Interessenlage ihren eigenen Lernweg bestimmen können.
Als unterrichtliche Hilfsmittel, z.B. für die Vorstellung der eigenen Ergebnisse im Rahmen einer Gruppenarbeit oder vor der gesamten Lerngruppe, können einzelne Dokumente mit dem Button ‚Drucken‘ vervielfältigt werden bzw. in dem ‚Merkzettel‘, der sich in dem sich auf dem unteren Seitenrand befindet, gespeichert werden. Daneben existiert ein ‚Glossar‘, das einzelne Begriffe, wie z.B. das Münchener Abkommen erläutert.
Ebenso ist es moeglich, die Ebene der didaktischen Umsetzung in Gestalt eines Zeitzeugengespraechs einzubinden, das Wilma Iggers im Jahre 2005 an einer Osnabruecker Schule gefuehrt hat.