Ich setzte mich sehr dafür ein, dass wir ausländische Studenten förderten; erstens weil ich das als Gewinn für unsere Studenten ansah und zweitens weil ich der Meinung war, dass viele der besten amerikanischen Doktoranden an die renommierteren Universitäten und nicht nach Buffalo gingen und wir daher unsere Stipendien erstklassigen Studenten aus anderen Ländern zukommen lassen sollten. So sind etwa auch mehrere Studenten in den achtziger Jahren aus Ostasien und Indien nach Buffalo gekommen. Als ich 1974 Helmut Böhme, dem wir 1968 eine Professur in Buffalo angeboten hatten und der inzwischen Präsident der Technischen Hochschule Darmstadt geworden war, in Darmstadt besuchte, schlug er einen Austausch für fortgeschrittene Studenten im Fach Geschichte vor. Der Austausch, der im Herbst 1975 begann, war für uns von großem Vorteil. Wir schickten regelmäßig Doktoranden nach Darmstadt, bevor sie mit ihrer Doktorarbeit anfingen. Sie konnten in Darmstadt ihr Deutsch verbessern und sich ein Dissertationsthema suchen. Nach ihrer ersten Prüfung in den USA gingen dann unsere Doktoranden meist mit Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zurück nach Deutschland. Professor Karl-Otmar Freiherr von Aretin, der auch Leiter des Instituts für europäische Geschichte in Mainz war, betreute den Austausch in Darmstadt und vermittelte auch zweien unserer Doktoranden, Peterson und Walther, Aufenthalte am Mainzer Institut. Andererseits ermöglichten wir Darmstädter Studenten ein Studienjahr in Buffalo, das einigen, wie zum Beispiel Iris Pilling, deren Arbeit über Hannah Arendt inzwischen als Buch erschienen ist, die Möglichkeit gab, von Buffalo aus die einschlägigen Archive zu besuchen.
Am Anfang war der Austausch mit Darmstadt ganz informell organisiert. Aretin und ich legten fest, wer an dem Austausch teilnehmen sollte. Um 1980 wurde ein formelles Abkommen zwischen den beiden Hochschulen unterzeichnet und 1982 erweitert, so dass bald mehr Naturwissenschaftler, Informatiker, Architekten und Betriebswissenschaftler nach Buffalo kamen. Umgekehrt gingen wegen der Sprachbarriere meist Geisteswissenschaftler, nicht nur Historiker, sondern auch Philosophen, Politologen, Germanisten und Komparatisten, nach Darmstadt. Eine enge Freundschaft entstand zwischen Hanns Seidler, dem Kanzler der TH und später der TU, der sich sehr für den Austausch einsetzte, seiner Frau Sabine und uns.
Quelle: Zwei Seiten der Geschichte, S. 236 f – Georg Iggers